Fashion Week Berlin – Ist das eigentlich noch meins?

In der Tat finde ich es schwer, diese Frage eindeutig zu beantworten. Die ganze Avance mit mir und der Fashion Week begann bereits 2011. Damals war ich gerade einmal Anfang 20 und es war für mich das erste Mal, dass ich so richtig die Welt der Fashion und Glamour Welt schnuppern konnte. Und diese gefiel mir! Meine Begeisterung für Fashion war ja auch schon damals vorhanden, nur noch nicht so ausgeprägt. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich das Ganze. Mein Interesse für Fashion & Lifestyle stieg und so war ich fortan jedes Jahr auf der Fashion Week Berlin zu Besuch und besuchte diverse Fashion Shows und Side Events um mich über die neusten Trends zu informieren. Ich liebte diesen ganzen Trouble und diesen ganzen Hype! Dann musste ich 2018 auf Grund meiner Krankheit das erste Jahr auf der Fashion Week aussetzen.

Es hat sich vieles verändert…

So ging es diese Woche nach 2 Jahren für mich wieder zu Fashion Week nach Berlin. Aber irgendwas war anders! War es nur ich, die sich verändert hatte oder war es dann doch die komplette Fashion Week, die auf einmal ganz anders war? Ich denke ein Stück weit beides. Zum einen bin ich erwachsender geworden, habe eine andere Sichtweise auf die Dinge, aber auch die Fashion Week hat sich etwas verändert. Doch nicht nur die Fashion Week an sich, sondern auch das Publikum ist auf einmal ein ganz anderes. Die Prominenten von heute sind nun nämlich nicht mehr die Stars und Sternchen aus dem Fernsehen, sondern auf einmal die Influencer aus Social Media Kanälen wie Instagram und YouTube. Diese sitzen auf einmal bei allen Fashion Shows in der ersten Reihe und posieren für Fotos. Mode-Redakteure und Fernseh-Teams konnte man dann unauffällig in den Reihen weiter hinten beobachten. Aber wer bestimmt denn heutzutage die Trends? Sind es heutzutage wirklich die Influencer oder lasst ihr euch ab und an gern noch einmal von den Zeitschriften und Online-Magazinen beeinflussen? So eindeutig kann ich das eigentlich selbst gar nicht beantworten. Aber auf jeden Fall war es interessant zu beobachten was für eine enorme Entwicklung hier stattgefunden hat.

Bist du heute schon ein Promi nur weil du genügend Follower auf Instagram hast?

Und genau so geht es auch weiter. Möchtest du Anerkennung und dich von den anderen Leuten abheben, dann brauchst du genügend Follower auf deinen Sozialen Netzwerken. Hast du Reichweite auf Instagram, dann bist du der Star. Und entsprechend möchten sich auch alle anderen Influencer nur mit den Influencern abgeben, die sie weiterbringen und natürlich entsprechend Reichweite haben. Schnell mal ein Foto, schnell eine Verlinkung um so möglichst schnell und einfach von der Reichweite seines gegnübers zu profitieren. Schön und gut, man darf sich zwischen den Kollegen ja gern einmal supporten und dafür habe ich vollstes Verständnis. Stückweit ist das ja auch der Job eines Influencers. Wenn sich aber am Ende absichtlich nur mit den großen Influencern abgegeben wird um lediglich davon zu profitieren, finde ich es einfach nur noch arm. So sind eine der Einstiegsfragen nach dem man sich vielleicht noch kurz über das Wetter oder die hübschen Ohrringe des gegenübers unterhalten hat, dann direkt „Und wie viele Follower hast du so?“. Ernsthaft? Und schon ist man in der Fashion-Branche nichts mehr Wert so bald man nicht genügend Follower hat. Am Ende bestimmst nämlich nicht du und dein Charakter und der Mehrweit deines Channels wie wertvoll deine Arbeit ist, sondern lediglich eine Social Media Zahl. Dies durfte ich auch während der Fashion Week wieder knallhart zu spüren bekommen. So ignorierten mich Kolleginnen, die ich z.B. aus Hamburg oder noch von früher kannte, beispielsweise eiskalt. Anfangs dachte ich noch, dass dies vielleicht auch daran liegen könnte, dass sie mich vielleicht noch mit meinen langen blonden Haaren kennen und einfach nicht zuordnen können. Dies probierte ich dann schnell aufzuklären, ging direkt auf die Leute zu und musste dann feststellen, dass sie mich doch erkannt hatten und wohl „angeblich“ gaaar nicht gesehen hätten. Solche Begegnungen finde ich dann einfach nur peinlich. Nicht peinlich für mich, sondern peinlich für mein gegenüber. Ein wenig Anstand um wenigstens kurz freundlich ein „Hallo“ herüber zu werden darf man ja wohl erwarten. Aber kleine Starallüren lassen hier grüßen. Hatte ich früher auch noch dieses Gefühl unbedingt dazugehören zu wollen und mitreden zu können, bin ich dieses mal auf der Fashion Week ganz froh gewesen nicht dazu zu gehören oder mich bewusst von alledem zu distanzieren.

Oberflächlichkeit und Konsumfreude lassen grüßen

Zudem beobachtete ich in dieser Woche vieler meiner Kolleginnen, die sich gestreßt von einem Event zu dem nächsten quälten, dabei dann im besten Fall noch die Outfits wechselten und absolut vergessen haben sich mal etwas Zeit für eine Atem-Pause oder wenigstens einem kleinen Lunch-Break zu gönnen. Ich hingegen hatte mir jeden Tag bewusst nur 4 Events (okay, am Dienstag wurden es dann doch 5 😉 ) herausgesucht damit mir dies nicht passierte, ich genügend Zeit hatte all die Impressionen auf mich wirken zu lassen, so wie mir Zeit für tolle und wertvolle Gespräche zu geben, neue potentielle Kooperationspartner kennenzulernen oder eben vielleicht auch einmal ein paar interessante Food Hot Spots in Berlin auszutesten. Zudem machte es mir enorm Spaß zu beaobachten. Nur was ich beobachtete, war teilweise echt erschreckend. Vor allem aus der „Influencerbranche“ fielen mir eine große Menge Oberflächlichkeit und eine riesengroße Konsumfreude negativ auf. So blieb meist nur Zeit für flüchtige Gespräche und Hauptziel vieler Influencer war es scheinbar möglichst viele Goodie-Bags abzustauben. So machte es zumindestens den Eindruck. An den Ständen wo es Sachen gratis gab, waren ununterbrochen lange Schlangen und die Leute hatten wahrlich Angst etwas zu verpassen. FOMO lässt grüßen! Ob man all die gratis Geschenke am Ende nun wirklich braucht oder nicht, war erst einmal nebensächlich. Im Fokus stand der Konsum, mit den anderen mithalten zu können und der „will-ich-haben-Gedanke“ und so sah man am Ende des Tages Mädels mit so vielen Goodie Bags herumlaufen, so dass sie diese gar nicht mehr tragen konnten. Peinlich war das mit anzusehen und von dem „Nachhaltigkeitsgedanken“ über den gerade alle sprechen, war absolut nichts zu sehen. Aber natürlich muss ich mir hier auch erst einmal an die eigene Nase fassen. Schließlich kann auch ich nicht behaupten ohne jegliche Goodie Bag nach Hause gegangen zu sein. Hier habe ich von vorn herein aber auch bewusst ausgewählt und muss sagen, dass es teilweise fast schon schwierig war die ein oder anderen Gratisgeschenke oder Proben abzulehnen. Am Ende ist es dann schon wieder fast ein Stück weit unhöflich die Produkte des potentiellen Kunden, mit dem man sich gerade ausgiebig unterhalten hat, abzulehnen. Natürlich handelt es sich bei der Ablehnung von gewissen Schenkungen nicht um die fehlende Wertschätzung oder gar Ablehnung der Produkte. So musste auch ich mich des Öfteren dafür rechtfertigen warum ich die kleine Goodie Bag denn am Ende nicht annehmen möchte oder nur ein Teil der Produkte. Nur leider nutzen viele der Influencer diese Großzügigkeit der Firmen maßlos aus und schnorren sich von Stand zu Stand, so dass es manchmal einfach nur noch peinlich ist. Kein Wunder, dass teilweise schlecht über die Influencer-Branche gesprochen wird und diese oftmals nicht mehr ernst genommen werden können. Und auch ein Grund mehr warum ich mich von alledem immer bewusster distanzieren möchte.

Klare Prioritätensetzung und Wertschätzung

Mir geht es nicht darum mich zu profilieren und zu zeigen wie viele Kooperationspartner ich habe, wie viele Produkte ich umsonst bekomme und was für Möglichkeiten sich mir dadurch ergeben. Aus diesem Alter bin ich raus und spätestens im letzten Jahr haben sich meine Prioritäten hier wohl noch einmal ein Stück weit mehr geändert. Ich möchte nicht nur schöne Bilder machen und über Dinge berichten und schreiben, die ich (und auch ihr 😉 ) vielleicht eigentlich gar nicht benötigt. Ich möchte etwas bewegen, zum Nachdenken anregen und Mehrwert schaffen! Aus diesem Grund mache ich all das hier und stecke sehr viel Zeit, Mühe und Arbeit in meinen Blog und in meine Social Media Accounts. Was ich die letzten Tage aber wieder beobachten durfte, ist dass viele nur noch „Influencer“ oder „Blogger“ werden möchten, weil sie sich dadurch irgendwelche Vorteile erhoffen. Und so ist der Markt mittlerweile einfach nur noch übersättigt und auch den Unternehmen fällt es schwer zu differenzieren. Um so mehr freue ich mich dann über die, wenn auch wenigen, aber dennoch auch vorhandenen positiven Begegnungen auf der Fashion Week. So konnte ich tolle Gespräche mit Kolleginnen führen, die ähnlich denken wie ich, Erfahrungen austauschen und konnte aus diesen Gesprächen gewiss sehr viel Mehrwert für mich ziehen, dazu lernen so wie neue Anregungen erhalten. Genauso freute ich mich über Begegnungen mit weiteren Blogger-Kollegen (egal mit welcher Reichweite!) auf Augenhöhe. Solche Begegnungen sind bereichernd, erfrischend und nur leider mittlerweile in der Branche immer wieder seltener und so weiß ich diese nach diesen 2 Tagen Fashion Week erst wieder so richtig wertschätzen. Ebenso hat mich ganz viel wahnsinnig positives Feedback zu meinem letzten Jahr dazu ermutigt genauso weiterzumachen wie bisher und meine Reichweite sinnvoll zu nutzen.

Mein Fazit und wieso ich dennoch auch nächstes Jahr wieder auf die Fashion Week werde

Aber was nehme ich nun aus 2 vollgepackten Tagen Fashion Week mit? Sie haben mich zum Nachdenken angeregt, mir noch einmal bewusst gemacht welche Themen mir besonders wichtig sind und was ich eigentlich möchte und was ich eigentlich nicht brauche. Sie haben mir gezeigt wie erwachsen ich mittlerweile geworden bin und wie ich es schaffe viel reflektierter über den Dingen zu stehen. Zu dem hatte ich einige tolle und wertvolle Gespräche und Begegnungen, durfte mir tolle und individuelle Shows anschauen, mir neue Inspiration holen und konnte Unternehmen und auch Persönlichkeiten (auch außerhalb der klassischen Fashion-Branche) treffen, mit denen ich über gegebenenfalls zukünftige Projekte sprechen konnte. Und all dies bringt mich zu dem Entschluss, dass es auf jeden Fall 2 wertvolle Tage waren und ich bestimmt auch nächstes Jahr wieder vor Ort sein werde um mir ein paar Inspirationen zu holen, up to date zu bleiben und mich mit anderen Gleichgesinnten aus der Branche auszutauschen.

© by @theothercara

Ich freue mich über deine Meinung zum Thema!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.