Im Interview mit Sabine Beer von Santaverde

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Vor 2 Jahren bin ich auf die Naturkosmetikmarke Santaverde aufmerksam geworden und nutze seither die Pflegeprodukte der Marke (meine Empfehlungen findet ihr hier). Da ich aber nicht nur begeistert von der Marke an sich, sondern auch der Geschichte hinter der Marke bin, habe ich Sabine Beer, Gründerin von Santaverde, einmal ein paar Fragen rund um die Heilkraft der Aloe Vera Pflanze und die Entstehung der Marke Santaverde gestellt.

Wie ist Santaverde entstanden und warum setzen Sie ausgerechnet auf die Aloe Vera Pflanze?

Entstanden ist Santaverde aus einer persönlichen Erfahrung, die ich im Sommer 1986, als 32-jährige, in Andalusien gemacht habe. Ich bekam von einem unserer Nachbarn dort ein frisches Aloe Vera Blatt geschenkt, aus Mitgefühl sozusagen, da ihm meine sehr schlechte Gesichtshaut auffiel. Mich quälten seit der Pubertät Entzündungen und extreme Trockenheit, hinzu kam noch Juckreiz, und ich hatte meine Hoffnung auf Besserung eigentlich aufgegeben. Bis ich das gelige Innere dieses Aloe Blattes auf meiner Haut spürte, kühl, gleitend, sofort den Juckreiz lindernd. Nachdem ich das pure Gel mehrere Tage konsequent aufgetragen hatte, gingen langsam, aber nachhaltig die entzündeten Stellen, die Rötungen und die Spannungen zurück. Das war das Motiv und die Initialzündung für die Gründung eines Unternehmens, dass sich der bestmöglichen Nutzung dieser wunderbaren Heilpflanze verschrieben hat, von Santaverde. 

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Eine wahnsinnig tolle Geschichte. Würden Sie daher also sagen, dass Aloe Vera eher für spezielle Hautbedürfnisse zu empfehlen ist oder für alle Hauttypen geeignet ist?

Das Tolle ist, dass Aloe Vera grundsätzlich für jede Haut geeignet ist, es gibt keinen Ausschluss. Sie sorgt einfach für das, was jede Haut braucht: Feuchtigkeit und Regeneration. 

Aber es gibt auch Hautzustände wo die Aloe ganz besonders stark ist: Bei allen entzündlichen Hauterkrankungen wirkt sie zusätzlich reizlindernd und fördert die Heilung. Bei zu rasch alternder Haut hält sie den schwindenden Feuchtigkeitsgehalt der oberen Hautschichten aufrecht und über die regenerative Kraft wird die Zellerneuerung, die im Alter ja abnimmt, sanft und natürlich angeregt. Man hat also mit der Anwendung von reiner Aloe Vera beide Aspekte im Griff: Schönheit und Gesundheit.

Und so hat die Aloe Vera bereits auch mich ganz eindeutig überzeugt. Aber was ist das Besondere an den Santaverde Produkten? Wie werden die Produkte zum Beispiel hergestellt?

Aloe Vera Produkte gibt es wie Sand am Meer, das liegt an ihrem großen Anwendungsspektrum. Das Problem ist nur das 99 % dieser Produkte die Aloe in einer Form einsetzen, die bereits einen großen Teil ihrer Wirkung im vielschichtigen Konzentrationsprozess verloren hat. Da verkommt diese großartige Pflanze zum Marketingtool, denn Aloe ist sehr beliebt.

Das hat meinen Mann und mich damals sehr wütend gemacht und wir haben Santaverde gegründet, um diese wunderbare Heilpflanze so einzusetzen dass sie auch wirken kann. Als frischer Direktsaft aus dem Blattgel und in einer Menge die auf der Haut wirken kann. So entstand unser Rezepturprinzip. Der Aloe Saft kam an die Stelle des üblichen Hauptbestandteils von Kosmetika, des Wassers, und der liegt bei 70 – 90 %, abhängig davon, ob es ein Gel oder eine Creme ist. Nur so kann sie nachhaltig wirken.

Die Herstellung der Produkte ohne Wasser aber mit frischem Aloe Vera Saft war und ist auch heute noch sehr schwierig und verlangt viel Know how. Das haben wir uns in kleinen Schritten und über lange Jahre hin erworben und stellen jetzt die Produkte in Deutschland nach unseren Rezepturen bei einem Spezialunternehmen her.

Super spannend. Aber könnte ich zum Beispiel auch meine Aloe Vera Pflanze zu Hause für die eigene Pflege oder als Aloe Vera Saft zum Trinken benutzen?

Ersteres ist kein Problem, man kann für die äußerliche Anwendung nichts falsch machen. Einfach das frische Blattgel auf die Haut auftragen. Man muss hinsichtlich der Wirkung nur bedenken, dass die Aloe in unseren Breitengraden zu wenig Licht und Wärme bekommt und somit nicht das Volumen der Inhaltsstoffe einer Pflanze aus dem Süden entwickeln kann.

Für den Saft muss man allerdings streng darauf achten nur das transparente Gel zu verwenden, ohne Schale und auch ohne Schalenreste. Denn direkt unter der festen Schale und fest mit ihr verbunden sitzt eine dünne Faserschicht die Aloin enthält. Aloin ist eine medizinische Substanz die abführend wirkt. Bei Verwendung des sauber geschälten reinen Gels kann man aber sicher sein nur die Vorteile der Aloe für die inneren Häute, unsere Schleimhäute, zu nutzen.

Mit welchen Produkten haben Sie denn damals gestartet und worauf sind Sie besonders stolz?

Wir sind mit unserem aloe vera gel pur, dem reinen Gel, gestartet. Unser Gel besteht zu 90 % aus dem Hauptbestandteil aller Santaverde Produkte, reiner Aloe Direktsaft mit allen Inhaltsstoffen der frischen Pflanze vom Feld. Hinzu kommt nur einen Komplex stabilisierender Pflanzenextrakte, sonst nichts, keine Konservierungsstoffe, kein Duft. Das Gel ist heute noch unser Bestseller.

Besonders stolz bin ich auf unsere age protect Produkte, die außer dem Saft der Aloe Blätter auch den Extrakt der Aloe Blüte enthalten. Leuchtend gelb und somit hoch antioxidativ ist er und damit perfekt für alle Anwender die einen starken Schutz vor dem Hautalterungsfaktor Nr. 1, den freien Radikalen, suchen. Probieren Sie den herrlich duftenden Toner und die Creme dieser Linie, sie werden begeistert sein. Auch Herren verwenden dieses Produkt im Dosierspender supergern, ob selbst gekauft oder von der Frau/Freundin stibitzt.

Oh ja das kenne ich zu gut. Mein Freund bedient sich auch immer wieder gern an meinen Produkten 😉 Mit wie vielen Mitarbeitern haben Sie denn damals gestartet und wie groß ist das Unternehmen heute?

Wir sind zu dritt gestartet, mein Mann, Manolo und ich. Manolo war unser erster Mitarbeiter auf der Santaverde Finca in Andalusien und hat die erste Generation der Aloe Vera Babypflanzen, damals im Jahr 1986, in die Erde gesetzt. Heute sind wir ein Team von 40 Menschen die in Hamburg und in Estepona arbeiten. Wir sind immer noch klein, weil reine Größe nicht unser Ziel ist, sondern Qualität.

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Sind Sie persönlich auch noch häufiger in Andalusien?

Ja, mindestens 4 bis 6 mal pro Jahr. Im September haben mein Mann und ich noch den diesjährigen Erntestart begleitet, der bis Dezember läuft. Dann tritt Ruhe ein auf der Finca und die Pflanzen sammeln Inhaltsstoffe für das kommende Jahr.

Andalusien steht auch immer noch auf meiner To-Do-Liste. Wenn ich einmal vor Ort bin, muss ich mir die Aloe Vera Plantagen vor Ort unbedingt auch einmal anschauen. Aber zurück zu den Produkten: Wie lange sind die Produkte eigentlich haltbar und wovon hängt die Haltbarkeit ab?

Wie jede echte Naturkosmetik haben unsere Produkte ein Verfallsdatum, ein MHD, wie Lebensmittel. Es beträgt mindestens 2 Jahre und sie finden es auf jedem Produkt. Das ist übrigens auch oft ein Indikator dafür, ob sie ein echtes Naturkosmetikprodukt vor sich haben. Ist nur das Symbol des geöffneten Tiegels zu sehen und kein MHD Stempel, ist es vielleicht naturnahe Kosmetik, die aber alle Herstellschwierigkeiten der echten Naturkosmetik umgeht und sich ein grünes Mäntelchen gegeben hat.

Um unsere Produkte haltbar zu machen, setzen wir natürliche Wirkstoffe ein, die antibakterielle Wirkungen haben, wie z.B. Levulinsäure oder Bio-Alkohol (Weingeist). Der reine, unvergällte Weingeist ist eines der am besten verträglichsten Mittel, Naturkosmetik haltbar zu machen und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung unserer Produkte. Er wirkt in den von uns eingesetzten Mengen nicht austrocknend auf die Haut und ist sehr gut verträglich. Außerdem haben ätherische Öle, die in einigen unserer Produkte eingesetzt werden eine stabilisierende Wirkung. Wir achten immer auf eine hohe Qualität der Rohstoffe, was zusätzlich Einfluss auf eine lange Haltbarkeit der Produkte hat.

Mit Naturkosmetik und naturnaher Kosmetik ist das ja so eine Sache… Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein um als Naturkosmetik und Biokosmetik zu gelten?

Der Begriff Naturkosmetik ist gesetzlich nicht geschützt. Deshalb sind die Siegel so wichtig. Das strengste ist das NATRUE Siegel, dass wir mitgegründet haben und das alle unsere Produkte tragen. NATRUE zertifizierte Kosmetik ist echte Naturkosmetik. Auch Biokosmetik ist kein geschützter Begriff. Echte Biokosmetik ist echte Naturkosmetik und enthält zum größten Teil biozertifizierte Inhaltsstoffe. Zum größten Teil wohlgemerkt, ein einziger reicht nicht, auch wenn man ihn noch so groß auf dem Produktetikett herausstellt. Das wird gern von dem konventionellen Teil der Kosmetikindustrie gemacht; deshalb unbedingt die INCI studieren!

Viele schreckt bei Naturkosmetik ja immer der hohe Preis ab. Aber wieso ist Naturkosmetik eigentlich so viel teurer als herkömmliche Kosmetik?

Nun ja, Prestigekosmetik wie z.B. LaPrairie ist teurer. Aber es gibt im unteren Preisbereich in erster Linie herkömmliche, oder wie wir Ökos sagen, konventionelle Kosmetik. Das liegt am Preis der einzelnen Inhaltsstoffe. Wasser plus ein paar chemische Substanzen – oder, da Natur ja Trend ist, ein einziger natürlicher Inhaltsstoff in winziger Menge – sind einfach unschlagbar günstig. Gute Naturstoffe, die Betonung liegt auf gute, von denen man die Herstellungsweise kennt und das Anbaugebiet, sind teuer bis sehr teuer. Aber dann kann das Kosmetikum auch etwas auf der Haut leisten und bringt keine schädlichen Begleitstoffe wie Herbizide mit sich.

Nachhaltigkeit ist auch bei Ihnen im Unternehmen ja ein großes Thema. Wie wird das Thema bei Santaverde angegangen? Gibt es z.B. auch Überlegungen die Produkte nicht mehr in Plastik zu packen?

Wer biologisch anbaut wie wir unsere Aloe Vera ist aufgrund der Schonung der Böden automatisch nachhaltig und achtet auch darauf, dass alle weiteren Schritte, nach dem Anbau, nachhaltig sind. Nachhaltigkeit gehört zur DNA jedes zertifiziert biologisch arbeitenden Menschen oder Unternehmens und ist damit eine Selbstverständlichkeit.

Nun ist Nachhaltigkeit aber ein Icon geworden und wird an alles geklebt, wo es irgendwie geht. Und hier muss man wachsam werden. Plastik, oder wertfrei und sachlicher, Kunststoff, kann sehr nachhaltig sein, wenn es keine ressourcenschonende Alternative gibt. So ist es mit unseren Kunststofftuben aus Polyethylen. Würden wir sie aus „Biokunststoff“ herstellen würden wir Pflanzen verwenden, die wertvolle Lebensmittel sind. Damit steigen die Lebensmittelpreise für ökonomisch schwache Bevölkerungen weltweit. Hinzu kommt, dass es bei uns in Europa keine Recyclingmöglichkeit für diese „Biokunststoffe“ gibt, oder noch nicht gibt, sie landen also im Restmüll. Das macht unserer Meinung nach keinen Sinn.  

Recyceltes Polyethylen dürfen wir für Cremes laut Kosmetikverordnung nicht verwenden da recycelte Materialien sehr verschmutzt und belastet sind. Wie Sie sehen ein sehr komplexes Thema und ich könnte hier jetzt noch ganz viel sagen, aber das wird den Rahmen dieses Interviews sprengen. Unter santaverde.de/nachhaltigkeit ist das Thema Nachhaltigkeit inkl. Verpackungen aber bereits ausführlich aufgeführt.

Wow vielen vielen Dank für diesen wahnsinnig interessanten Einblick hinter die Kulissen von Santaverde.

Ich freue mich über deine Meinung zum Thema!

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