Bestrahlungsende, Stimmungsschwankungen und ein bisschen Erholung

November Review

Und schwupps da haben wir auf einmal November. Die letzten Bestrahlungseinheiten sind hinter mich gebracht worden und die Therapie damit beendet. Zur Feier des Tages haben mich meine Eltern bei der Bestrahlung abgeholt und wir sind abends noch lecker essen gewesen. Und nun? Das wars also? Damit hat sich das jetzt alles erledigt? Bin ich jetzt gesund? Bin ich krebsfrei? Zu gern würde ich glauben, dass es das jetzt wirklich war und ich geheilt bin, endlich wieder gesund und ohne Krebs im Hinterkopf. Aber das geht nicht. Ich befinde mich in einem kleinen Schwebezustand, in einer kleinen Luftblase die hoffentlich nicht droht zu platzen. Denn noch weiß ich gar nichts! Erst einmal muss ich mich bis zum nächsten Monat zu all den offiziellen Nachsorgeuntersuchungen gedulden. Dieses Spiel mit der Geduld nervt aber gewaltig. Ich war das ganze Jahr schon geduldig und dachte ja auch eigentlich, dass die Therapie schon im Sommer beendet wäre, aber bisher kam ja immer noch die nächste Überraschung um die Ecke. Deshalb kann ich mich jetzt auch noch nicht so ganz freuen und das Ende der Therapie feiern. Noch nicht! Deshalb habe ich mich erst einmal schnell um all meine Nachsorgetermine gekümmert, damit ich endlich nach vorne blicken kann. In der darauffolgenden Woche ging es so zum Beispiel zu meiner Frauenärztin um mit ihr zu besprechen wie es nun weitergeht. Leider konnte sie einen hier wenig Tipps rund um die Nachsorge geben. Gut also, dass ich gut genug informiert war und somit auch immerhin direkt meine Überweisung zum MRT forderte. Mit der Überweisung ging ich direkt zu meiner „alten“ Radiologie und wollte einen Termin zum Kontroll-MRT im Dezember machen. Dann der Schock. Hatte ich doch bisher alle MRTs dort machen lassen, hieß es nun das MRT wäre Eigenleistung, da ja aktuell kein akuter Befund mehr vorliegt. Kein akuter Befund? Ich habe jetzt 1 Jahr Krebstherapie hinter mir und dann möchte man nicht prüfen ob dies nun endgültig erfolgreich war oder vielleicht doch noch restliche Krebszellen überleben konnten? Ich fing also an mit der Dame am Empfang zu diskutieren, sie beriet sich noch einmal mit dem Arzt und ich wurde wieder abgewiesen. „Eigenleistung. Das müssten Sie dann selbst bezahlen.“ Und das wären dann mal locker 450€. Ich verließ die Praxis und fing noch im Fahrstuhl an zu weinen. Verzweiflung machte sich wieder breit. Ich möchte doch einfach nur Gewissheit haben und endlich einen riesengroßen Haken hinter das Thema Krebs machen. Ich wartete bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte und ging dann mit meiner Überweisung in die nächste Radiologie. Die Terminvergabe war kein Problem. Na also, geht doch! Also jetzt nur noch Abwarten zum Kontrolltermin.

Die Woche zog sich allerdings noch weiter hin und meine Stimmung war allgemein mal wieder im Keller. Dieser „Schwebezustand“ machte mich einfach irre und ich hatte einfach mal Null Plan wie es nun weitergehen würde. Ich wusste immer noch nicht ob ich zur Reha kann, wann ich zur Reha kann, wann ich wieder arbeiten könnte und ob ich überhaupt „über den Berg bin“. Hinzu kam, dass die Diagnose nun genau 1 Jahr her war und irgendwie kamen dann auch wieder die alten Gefühle hoch. Gefühlschaos pur und die Wechseljahre lassen so was von grüßen. War ich mir am Anfang noch sicher keinerlei Nebenwirkungen von den täglichen Anti-Hormonen zu haben, die ich ja mittlerweile seit Juli zu mir nehme, machten sie sich mittlerweile immer deutlicher bemerkbar. Meine Stimmungsschwankungen sind enorm und ich war noch nie so dünnhäutig, wie ich es jetzt gerade bin. Ich bin einfach wirklich sehr sensibel und die Dinge gehen mir einfach viel viel näher als früher. Hinzu kamen die ständigen Schlafprobleme.

Die Stimmung war an einem Tiefpunkt. Also musste ich an der aktuellen Situation etwas ändern. Abwarten, Tee trinken und Trübsal blasen liegt mir einfach nicht! Noch in der darauffolgenden Woche machte ich also einen Termin bei meinem Arbeitgeber um zu klären wie es nächstes Jahr für mich weiter geht. Zusätzlich buchten wir einen Kurzurlaub nach Salzburg zur Familie meines Freundes, die wir ja nun auch schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatten und wir buchten unseren Urlaub für den Dezember. Das sollte nun erstmal an positiven Lichtblicken reichen und meine Stimmung besserte sich. Nachdem ich dann auch noch ein erfolgreiches Gespräch mit meinem Arbeitgeber hatte und ich im Januar wieder beruhigt einsteigen könne, fiel mir eine große Last von den Schultern und die Vorfreude auf den Januar und das Jahr 2019 wurde größer. 2018 können wir dann eben ganz einfach mal aus dem Kalender streichen!

Ein kleines weiteres Highlight fand dann am 23.11. in Köln statt. Die DKMS Life hatte mich und viele weitere ehemalige Dreamladies eingeladen um deren Planung für 2019 zu besprechen. Es gab einen kleinen Workshop, ein Schminkseminar mit Boris Entrup und ich hatte ich die Möglichkeit viele starke und inspirierende Frauen kennenzulernen und mich gemeinsam mit ihnen auszutauschen und viele Tipps zu erhalten. Es tat gut einfach mal wieder raus zu kommen, aber auch das Gefühl zu haben, dass man nicht allein ist. Zudem bin ich gespannt, was die DKMS Life für das nächste Jahr so geplant hat und werde versuchen sie auch nächstes Jahr immer noch tatkräftig zu unterstützen.

Und in der letzten November-Woche war es dann auch endlich so weit für uns. Unser kleiner „Wellness-Trip“ nach Salzburg, zur Familie meines Freundes, stand an. Ich freute mich riesig darauf endlich mal wieder alle wiederzusehen und mal ein wenig abschalten zu können. Zudem haben wir den Aufenthalt mit unserem Jahrestag verbunden und es uns noch einmal so richtig gut gehen und die Seele baumeln lassen. Wohl verdient! Unser letzter Jahrestag fand nämlich im Krankenhaus nach meiner ersten OP statt 🙁 Das wollten wir dieses Jahr besser machen und so hatten wir eine wundervolle Zeit in Salzburg, sind endlich mal wieder ein wenig raus aus Hamburg gekommen und haben es uns gut gehen lassen. Balsam für die Seele!

Und schwupps war der November dann auch schon wieder vorbei. Jetzt heißt es nur noch Abwarten auf meine Nachsorgetermine im Dezember und Daumen drücken, dass wirklich keine einzige Krebszelle mehr überlebt hat, auch sonst alles okay ist und ich nun endlich weiter nach vorne blicken kann…

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