Wann haben wir eigentlich aufgehört UNSERE Träume zu leben?

Seit meinem letzten Monthly sind bereits wieder 2 Monate vergangen und es ist wieder wahnsinnig viel passiert. Soeben habe ich mich auch erstmal dabei ertappt, dass ich auch wieder diesen Blogpost damit beginnen wollte mich zu entschuldigen, dass dieser Beitrag erst jetzt erschienen ist, ich aber vorher einfach keine Zeit hatte, weil ich einfach ach so gestresst war. Ist auch wirklich so! Aber warum haben wir immer gleich das Gefühl uns bei jeder Kleinigkeit für etwas zu entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen und der Welt dann zu erklären wie wir doch „Ach-so-gestresst-sind“? Sind wir nicht alle gestresst? Sind wir nicht alle manchmal einfach überfordert? Aber müssen wir uns gegenseitig damit battlen wer noch gestresster ist? Müssen wir uns für jede Kleinigkeit entschuldigen? Das ist doch auch anstrengend, oder? Und irgendwie auch vertane Zeit, oder?

Im Alltagstrouble…

Aber okay zurück zum eigentlichen Thema. Die letzten Monate, Wochen und vor allem die letzten Tage waren wirklich sehr intensiv für mich. Positiv intensiv. Aber gerade die letzten Tage mit dem Start in den Brustkrebsmonat Oktober, die YES! CON Krebskonferenz sowie der diesjährige digitale Dreamday der DKMS Life, die ich allesamt sehr gern unterstützt habe, haben mich dann am Ende doch mehr mitgenommen als ich es eigentlich erwartet hatte, haben sehr viele alte Gefühle in mir aufgewirbelt und gezeigt, dass ich bestimmte Momente vielleicht noch nicht so ganz verarbeitet habe. All die letzten Monate, seit Ende meiner Krebsdiagnose, arbeitete ich von einem meiner Ziele direkt an den nächsten. Ich habe aktiv daran gearbeitet meine Träume zu verwirklichen und das mit einem Elan und Ehrgeiz, sodass ich es gar nicht mehr geschafft habe mal aufzuatmen, mir mal WIRKLICH eine Pause zu gönnen, all das sacken zu lassen und zu realisieren, was da eigentlich gerade alles passiert ist, dies einmal in Ruhe zu betrachten und vielleicht auch einfach mal stolz auf seinen Körper und sich selbst zu sein. Und das hat nichts mit Egoismus zu tun. Wir dürfen doch einfach auch mal stolz auf uns selbst sein und nicht nur den anderen, sondern auch und selbst einmal auf die Schultern zu klopfen. Wertschätzung ist so wahnsinnig wichtig. In jeglicher Hinsicht!

Der Wendepunkt

Die letzten Tage kam dann der endgültige Wendepunkt bei mir. All die so starken und erneuten Konfrontationen mit dem Thema Krebs lösten etwas in mir aus. Auf einmal war das Thema Krebs wieder ganz präsent, all diese Gefühle wieder da und man lässt alles noch einmal Revue passieren. Und auf einmal sehe ich mich auf der Couch sitzen, wie mich all diese angestauten Gefühle & Emotionen der letzten Tage bis hin zu den letzten Wochen und Monaten überrannten und ich einfach nur noch weinte. Eine Mischung aus Freude, Trauer, Stolz, Erleichterung, Zweifel, Unsicherheit, Stärke und ach ich weiß gar nicht was das noch alles für Emotionen waren. Alles kam zusammen. Auf einmal konnte ich Dinge verarbeiten und reflektieren, die mir selbst noch gar nicht so richtig klar waren. Die ganze Zeit probiere ich die starke Frau nach außen zu präsentieren. Diese bin ich auch! Ganz sicher! Doch es fällt mir schwer meinen Emotionen freien Lauf zu lassen, es fällt mir schwer meine Emotionen öffentlich zu zeigen. Aber macht nicht gerade das uns menschlich? Die letzten Tage ist mir einfach so viel bewusst geworden. Ich erinnere mich wie ich genau vor 3 Jahren auf einem Hotelzimmerbett saß diesen Knubbel in meiner Brust das erste Mal ertastet habe und diesen absolut nicht ernst genommen hatte. Ich erinnere mich daran wie 1 Monat später die Diagnose Brustkrebs in mein Leben rollte. Und ich erinnere mich, wie ich selbst das probierte erfolgreich zu verdrängen. Ich stürzte mich weiter in die Arbeit und meinen Job, den ich einfach so sehr liebte. Doch bereits auf dem Weg vom Job nach Hause kam sie wieder diese eiskalte Realität, der ich mich einfach nicht stellen wollte. Ich erinnere mich an die Tage an dem ich auf dem Fahrrad saß, die Tränen bereits rollten, weil ich mit dem Verlassen des Bürogebäudes wieder zurückkehren musste in diese knallharte Realität. Zurück in mein eigenes Leben. Und dies bestand jetzt auf einmal aus Brustkrebs, Entscheidungen in welchem Krankenhaus ich mich behandeln möchte, wann meine Chemo starten sollte, ob ich eine Perücke brauchen würde oder ob ich meine beiden Brüste verlieren würde. Weitere Themen, wie ob ich daran vielleicht sterben könnte oder ob der Krebs bereits gestreut hatte, wurden erst einmal erfolgreich verdrängt. Ich ging sehr rational an die Sache heran, denn das fand ich war in diesem Moment das Wichtigste. Die Fassung zu wahren.

All die alten Emotionen sind wieder ganz präsent

Wieso ich euch genau diese Geschichte noch einmal erzähle? Ich habe in den letzten Jahren so verdammt viel gelernt, doch dennoch erwische ich mich immer wieder in diesen alten Verhaltensmustern. Ich habe aus der Krebsdiagnose einiges mitgenommen und einiges gelernt und weiß, dass es wichtiger ist denn je auf sein Bauchgefühl zu hören und seine Träume zu verwirklichen. Und so musste auch ich damals während meiner Therapie lernen mich meinen Gefühlen und der Realität zu stellen. Und diese war brutal! Doch was viele vergessen ist auch wie brutal hart und fordernd die Zeit nach solch einer Krebstherapie ist. 1 Jahr lang wurde man aus dem Leben gerissen, mit den schlimmsten Dingen konfrontiert, änderte die Sicht aufs Leben in vielerlei Hinsicht und auf einmal wird man wieder zurück ins alte Leben katapultiert. Und was passiert? Man kommt erst einmal so überhaupt nicht klar, fällt in ein tiefes Loch. Man hatte so viele wahnsinnig bereichernde Erkenntnisse und ist erstmal komplett überfordert. Man hinterfragt sein ganzes altes Leben komplett und weiß überhaupt nicht wohin mit sich und ob sich das jetzt überhaupt noch richtig anfühlt. Auf einmal passt man irgendwie gar nicht mehr zu seinem Partner, passt nicht mehr rein in seinen Freundeskreis oder in seine Familie oder passt nicht mehr rein in seinen alten Job und sieht sich überall als das schwarze Schaf. Alles, was man sich über Jahre aufgebaut hatte, fühlt sich auf einmal nicht mehr gut oder richtig an. Man ist komplett überfordert und muss sich erst einmal sammeln. Ein halbes Jahr habe ich gebraucht um all meinen Mut zusammenzufassen, meinen Job zu kündigen und einfach auf mein Gefühl zu hören. 1 Jahr ist seit dem vergangen und ich habe es jetzt erst geschafft genau dieses letzte Jahr einmal Revue passieren zu lassen und zu betrachten was ich alles geschaffen habe. Und ich sag euch bei dieser Erkenntnis rollen mir schon wieder die Tränen über die Wangen, denn ich habe mich schon wieder so sehr in meiner Arbeit vergraben, dass ich gar nicht realisiert habe, was da die letzten Monate eigentlich passiert ist und was ich eigentlich geschafft habe.

Selbstreflexion

Und so war ich vor ein paar Tagen sprachlos als die Geschäftsführerin eines großen Beautykonzerns auf mich zukam und zu mir mit vollkommener Ernsthaftigkeit meinte, dass sie mich ja bereits aus Funk & Fernsehen kennen würde. Ich und bekannt aus Funk und Fernsehen? Dies kam mir viel zu hochgestochen und übertrieben vor und ich belächelte diese Aussage erst einmal. Doch bei näherem analysieren stellte ich fest, dass Sie recht hatte. Da musste ich erst einmal schlucken und realisieren, was ich seit diesem 1 Jahr als ich meinen Job kündigte wirklich geschaffen hatte. Ich habe meine Krebsdiagnose tatsächlich als Chance genutzt und helfe tatsächlich Menschen damit in dem ich einfach nur knallhart und ehrlich in der Öffentlichkeit darüber spreche, was mir damals vor 2/3Jahren passiert ist. Und Leute ist das bitte nicht krass, dass man Menschen einfach nur damit helfen kann zu sprechen und offen und ehrlich zu reden? Dass was ich anfänglich dafür genutzt habe, um die Dinge einfach nur selbst zu verarbeiten, kann anderen Menschen vielleicht helfen. Und so verarbeite ich auch gerade mit diesen Zeilen all meine Gefühle und Emotionen der letzten Tage…

Hört auf euer Bauchgefühl und euren Körper

Über ernste Themen zu sprechen ist so wahnsinnig wichtig und wertvoll. Über Krebs zu sprechen ist so unheimlich wichtig und die Leute da draußen einfach mal wachzurütteln. Wachzurütteln aus ihrem Alltagstrott. Und so sehe ich meine Mission auch nach wie vor nicht nur darin über Krebs aufzuklären, sondern auch bereits vorher schon anzuknüpfen und an die Vernunft, Achtsamkeit und das eigene Körpergefühl zu appellieren und den Menschen dort draußen nahezubringen ein besseres Bewusstsein für seinen Körper zu erhalten und seinen aktuellen Lebensstil vielleicht zu hinterfragen 😉 So können wir hier in Deutschland sehr dankbar sein über ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. Doch gerade in diesem Jahr spielt das Thema Gesundheit weltweit eine wahnsinnig große Rolle und vielleicht sollten wir hier einmal Anfangen unser Verhalten grundsätzlich zu hinterfragen. Wie gesund ist mein derzeitiges Stresslevel? Wie gesund ist meine aktuelle Beziehung? Wie gesund ernähre ich mich eigentlich wirklich? Wir leben in so einer schnelllebigen Gesellschaft, sodass die Wertigkeit genau dieser Themen immer mehr verloren geht und man immer mehr mit dem Strom mitschwimmt. Hört auf euch zu rechtfertigen, blöde Ausreden zu suchen und hört auf euer Bauch- und Körpergefühl und schaut, welche Möglichkeiten ihr habt in eurem Leben etwas zu ändern. Wir alle sind am Ende individuell, stehen an verschiedenen Punkten im Leben und haben andere Voraussetzungen. Doch was wir tun können ist unser Handeln zu hinterfragen und bewusst etwas zu ändern. Welches genau euer Weg ist, müsst ihr nur herausfinden. Und der ein oder andere braucht vielleicht länger für diesen Weg und der andere nicht. Wichtig ist, dass wir nicht aufhören an uns selbst zu glauben und die Dinge zuzulassen.

Und so will auch ich es auch die nächsten Tage wieder etwas ruhiger angehen, mich auf mich und meinen Körper konzentrieren und mich auch diesen Monat auf meine Herzensthemen fokussieren und kann an dieser Stelle nur noch einmal daran appellieren an euch und eure Träume zu glauben und das zu tun, wofür ihr brennt. Denn erfüllt es euch mit Leidenschaft, dann werdet ihr es gut machen und gewiss damit etwas erreichen.

Danke für all die wundervollen Gespräche, die ich die letzten Tage führen durfte sowie die starken Geschichten auf der YES! CON von solch beeindruckenden Persönlichkeiten, die mich noch einmal geerdet haben.

Alles Liebe

caro_signatur

2 Kommentare zu „Wann haben wir eigentlich aufgehört UNSERE Träume zu leben?

  1. Wahnsinnig ehrlicher,berührender,persönlicher und treffender Beitrag Caro.Vieles von dem,was du schreibst,kommt mir so bekannt vor. Krebs kann einfach alles verändern.Ins alte Leben zurückfinden ist so schwer.Man fühlt sich wirklich oft wie das Schwarze Schaf.Nach dem Krebs geht der Kampf weiter und das in vielerlei Hinsicht. Emotionen zulassen,Gefühle reflektieren,sich Zeit nehmen für sich-das ist super wichtig!Danke für den Beitrag ☺️

  2. Liebe Caro,
    es ist toll, dass du schon so viel bewegt und geweckt hast.
    Ich muss zugeben, vor meiner Diagnose im Juni 2020 kannte ich dich gar nicht. Immer, wenn etwas in den Medien oder Zeitschriften über Brustkrebs erschien, sah und hörte ich weg, ich ignorierte und verdrängte es regelrecht. Auch noch, als die Diagnose schon so gut wie feststand.
    Plötzlich standen zu diesem Zeitpunkt so viele brustkrebsrelevante Themen im Fokus, z.B. der Tod von Kelly Preston, das wollte ich nicht wissen, oder als ich die Werbung im Fernsehen sah, über ein Shampoo von L`Oreal glaube ich, in der du auftauchst und plötzlich dein Name und weitere Infos zu deiner Person wie ein Signal hervorstachen…
    Zuerst war ich wütend auf mich, dass ich es sah, hörte, mir anschaute, hinterfragte.
    Genau in diesen Momenten wurde mir bewusst, ja, es gibt Brustkrebs, und ja es ist immer präsent!
    Der Moment es zuzulassen kam dann doch recht zügig, Recherchen halfen mir dabei.

    Und so hilft mir auch u.a. dein Blog, deine Präsenz!

    Vielen lieben Dank dafür!

    Auf weitere Beiträge und Themen freue ich mich jetzt schon.
    Ich wünsche allen weiterhin eine gute Genesung, viel positive Energie und Freude am Leben, es lohn sich!!!

    LG Petra

Ich freue mich über deine Meinung zum Thema!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.