Leben mit Brustkrebs: Meine beidseitige Mastektomie

Body Positivity, Brustkrebs, BRCA, BRCA1, Brustkrebs Blogger, Healthy Living Blogger, Brustkrebs, Mastektomie, beidseitige Mastektomie, Sloggi Germany, Sloggi, Zero Feel BH, bügelloser BH, BH nach Mastektomie, Brustkrebs OP, Unterwäsche, Implantate, Silikon, Eigengewebe, Kapselfibrose, Brustaufbau, Brustrekonstruktion

Ja, ich habe gemachte Brüste und ja ich hatte eine beidseitige Mastektomie! Habe ich mir das ausgesucht? Nein! Der Brustkrebs und alle Faktoren, die zusammen kamen, hatten mir keine Wahl gelassen. Die Brüste, die mussten weg!

Ein heikles Thema über welches ich hier und auf Instagram noch nie so wirklich gesprochen habe. Ein Thema welches sehr persönlich ist und ein Thema an dem ich wirklich eine Weile zu Knabbern hatte. Ich hatte riesengroße Angst meine Brüste zu verlieren. Nicht, dass ich sie so unglaublich mochte. Sie waren klein, schielten ein wenig und waren jetzt nicht unbedingt das Körperteil auf dass ich besonders stolz war. Dennoch gehörten sie zu mir und ich wollte mir mein Leben und meinen Körper nicht einfach ohne sie vorstellen. Ich wollte nicht meine Weiblichkeit verlieren!

Warum habe ich mir meine Brüste entfernen lassen?

Die Kombination aus Faktoren, die bei mir zutrafen, waren einfach zu unausweichlich. Nach meiner Stanzbiopsie, bei der festgestellt werden sollte, ob der Tumor gut- oder bösartig war, wurde mein Tumor leider zerstochen (etwas was im übrigen wohl sehr selten vorkommt!). Also war verteilte sich mein Tumor in meiner kompletten linken Brust. Aus diesem Grund musste der Tumor bei mir auch schon vor der Chemotherapie entfernt werden, ahnungslos ob es noch viele Restzellen gab oder nicht. Auch mit MRT oder CT konnte dies nicht mehr festgestellt werden, da die Zellen vermutlich zu klein waren. Also auf in die Chemositzungen um all den bösen Rest des Tumors zu beseitigen. Anschließend wurde mir eine brusterhaltende oder eine einseitige Mastektomie empfohlen. Spätestens auf Grund des BRCA1 Gens (mehr dazu hier) war die Entscheidung für mich ganz klar. Die Brust und das komplette Brustgewebe musste weg! Auch die Ärzte erklärten mir, dass dies die sicherste Variante sei um das Wiedererkrankungsrisiko zu senken. Da ich aber auf Grund der Gen-Kombination eh ein erhöhtes Risiko hatte, entschied ich mich direkt für eine beidseitige Mastektomie und lies meine beiden Brüste entfernen.

Was ist eine beidseitige Mastektomie?

Unter einer beidseitigen Mastektomie versteht man die beidseitige Entfernung der kompletten Brustdrüsen. Bekannt geworden ist dieses Verfahren vor allem auch durch Angelina Jolie, die sich 2013 ihre beiden Brüste aufgrund ihres BRCA-Gens, mit dem sie eine 80% Wahrscheinlichkeit hatte an Brustkrebs zu erkranken, entfernen lassen hatte. Die beidseitige Mastektomie senkt laut Krebsinformationsdienst das Lebenszeitrisiko für eine Brustkrebserkrankung (also die Wahrscheinlichkeit, dass man im Laufe seines Lebens an Brustkrebs erkrankt) auf unter 5%. Vor allem zu empfehlen ist die beidseitige Mastektomie also Trägerinnen des BRCA-Gens. Leider hatte ich diesen Test erst nach Feststellung meiner Krankheit machen lassen. Hätte ich diesen bereits vorher gemacht, hätte ich mir vielleicht einiges ersparen können.

Viele Ärzte raten den bereits erkrankten Patientinnen direkt nach der Chemotherapie von einer beidseitigen Mastektomie innerhalb einer OP ab und tendieren dazu diese in 2 OPs aufzuteilen. So auch bei mir. Da ich aber wenig Interesse daran hatte 2 OPs über mich ergehen zu lassen, habe ich beschlossen beide Brüste in einer OP abnehmen zu lassen. Im besten Fall kann die Brust direkt in derselben OP sogar wieder aufgebaut werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Wiederaufbau der Brust: die Brustrekonstruktion

Insgesamt gibt es vor allem 2 gängige Möglichkeiten seine Brust wieder rekonstruieren zu lassen:

1. Brustaufbau mit Implantat

Vorteile:

  • gutes Ergebnis, welches der vorherigen Brust sehr nahe kommt und die Brüste stehen 1A 😉
  • keine weiteren OPs und Narben

Nachteile:

  • Risiko einer Kapselfibrose
  • Beeinträchtigung der Sensibilität der Brust: kein Gefühl mehr in der Brust und die Brust kann sehr schnell kalt werden

2. Brustaufbau mit Eigengewebe

Vorteile:

  • ggf. gratis Bauchstraffung 😉
  • Gefühl und Beschaffenheit der alten Brust bleibt erhalten

Nachteile:

  • ein weiterer Eingriff + Entfernung von Fettgewebe an einem weiteren Körperteil wie z.B. Bauch, Rücken, Po
  • lange Erholungsphase nach der OP
  • genügend Eigenfettanteil notwendig

Da in meinem Fall nicht genug Eigenfett vorhanden war und ich wenig Interesse an einem weiteren Eingriff hatte, habe ich mich für einen Brustaufbau mit Implantat entschieden.

Die OP

Die komplette OP dauert mehrere Stunden und findet unter einer Vollnarkose statt. Im besten Fall erfolgt die beidseitige Mastektomie ca. 4 Wochen nach der letzten Chemositzung, da der Körper erst einmal wieder zu Kräften kommen muss. Ich habe die OP z.B. bereits 2 Wochen nach meiner letzten Chemositzung durchführen lassen und kann dies nicht empfehlen! Der Körper ist noch zu sehr geschwächt und auch die Wundheilung ist durch die Chemotherapien leider stark beeinträchtigt. Mich hat die OP sehr viel Kraft und Energie gekostet und ich brauchte einige Wochen um wieder auf die Beine zu kommen. Zudem hatten mir die OP und all das Erlebte psychisch sehr stark zugesetzt.

Durch die beidseitige Mastektomie konnten wir zudem auch feststellen, dass selbst nach der Chemositzung noch Tumorrestgewebe in meiner Brust vorhanden war. Hätte ich mich für eine brusterhaltende OP entschieden, zu der mir mein 1. Arzt (hört bitte immer auf euer Bauchgefühl und wechselt ggf. den Arzt, wenn ihr euch nicht gut aufgehoben fühlt!) geraten hatte, hätten wir diese wohl nicht entdecken können. Ein Grund mehr über eine Mastektomie statt brusterhaltenden OP nachzudenken. So konnten wir z.B. meine Therapie auch anpassen und auf Nummer sicher gehen, dass nun wirklich allen Krebszellen in meinem Körper der gar ausgemacht werden konnte.

Silikon + Bestrahlung

Durch die Mastektomie war nun eigentlich keine anschließende Bestrahlung notwendig, da nun aber doch noch Restgewebe gefunden worden ist, musste die linke Brust samt Silikon bestrahlt werden. Silikon sollte allerdings nicht bestrahlt werden, da dieses den Strahlungseinheiten meist nicht stand halten kann. Was kann dadurch also passieren? Die Brust kann sich verhärten, verformen und eine Kapselfibrose kann entstehen. Eine Kapselfibrose macht sich bemerkbar durch zunehmende Verhärtung und Spannungsgefühl in der Brust. Die Wahrscheinlichkeit solch einer Kapselfibrose ist leider sehr hoch und so kam auch ich nicht drum. Was ich dagegen tue? Ich probiere das Narbengewebe rund, um die Brust regelmäßig mit einem Lymphdrainageroller zu lockern. Dies hilft zudem auch gut gegen Wassereinlagerungen in und rund um die Brust, welche durch die Entfernung der Lymphknoten begünstigt werden kann. Dauerhaft wird dies aber keine Lösung sein und auch ich werde nicht drum rum kommen das Implantat auswechseln zu lassen. Diese OP probiere ich aber so gut es geht hinauszuzögern, damit sich das Narbengewebe und die Haut rund um die Brust erholen kann, so dass ich bei der nächsten OP wirklich ein rund um perfektes Ergebnis erzielen kann. Zusätzlich kann ich euch sehr empfehlen euch ein Rezept für Physiotherapie und Lymphdrainage geben zu lassen.

Wie fühlen sich die „neuen“ Brüste an?

Eine Frage, die mir immer öfter gestellt wird und die ich nun gern einmal beantworten möchte bzw. jetzt 1 Jahr später kann ich einen klaren Fazit dazu abgeben. In der Tat habe ich mich nämlich in den ersten Monat sehr schwer damit getan mich an meine „neuen“ Brüste zu gewönnen. Direkt nach der OP fühlt es sich an als würde ein Elefant auf einem Liegen, die Schmerzen waren bei mir enorm und ich schaffte es kaum mich zu bewegen. Ich war immer hart im nehmen, aber die OP hatte mich wirklich sehr geschafft und so brauchte ich gut 1 Monat bis ich mich einigermaßen an die Silikon-Brüste gewöhnt hatte (Ich habe aber auch von vielen Frauen gehört die nur ein paar wenige Wochen Probleme hatten). Das Taubheitsgefühl in den Brüsten blieb allerdings und auch all meine alten Bügel-BHs gehören nun fortan der Geschichte an. Zum einen weil sie einfach nicht mehr passen und ich die Bügel ganz einfach unangenehm finde, zum anderen weil ich nun keinen Push Up Effekt mehr benötige. Welche BHs ich in diesem Zusammenhang für mich entdeckt habe und welche ich euch nur wärmstens empfehlen kann, verrate ich euch in diesem Beitrag.

Habt ihr noch weitere Fragen? Dann lasst es mich unter den Kommentaren wissen. Dort könnt ihr auch gern eure Erfahrungen mit mir und allen weiteren Leser und Leserinnen hier teilen 😉

9 Kommentare zu „Leben mit Brustkrebs: Meine beidseitige Mastektomie

  1. Liebe Caro,

    erst mal vielen Dank für deine ehrlichen Einblicke. Dein erster Artikel hat mir sehr gut getan, dass auch Frau, die.wunderschön ist in meinen Augen und alles super wuppt..Probleme mit ihrem Körper hat, bzw wie man sich selbst sieht.

    Wenn ich den zweiten Artikel lese, schnürt es mir wieder den Hals zu..weil ich mich zwischen Pest und Cholera entscheiden musste und Bauch total überfordert ist.

    Ich habe ein extrem dichtes Brustgewebe und ständige Zysten und Fibroadenome (vor zwei Jahren wurde in der gleichen Brust schon eins raus operiert) weshalb meine erste Intension war, mein Brustgewebe auch komplett entfernen zu lassen. Zumal mein Tumor auch noch triple negativ ist und eine imense hohe rezidiv Wahrscheinlichkeit aufweist. Mein Vater hat Prostatakrebs und Knochenschmetas, drei Großcousinen Brustkrebs gehabt. Mein Gentest jedoch weißt eine unklare BRCA 2Variante auf. Hiermit kann keine Empfehlung ausgesprochen werden. Mir raten 4 Ärzte dringend von einer subkutanen Mastektomie ab (Eigenfett auch nicht möglich), da sich dadurch meine rheumatischen Erkrankungen verschlechtern könnten. Mein Fettrand ist nur 7mm was das Risiko einer Kapselfibrose erhöht. Zusätzlich habe ich eine sehr schlechte Wundheilung. Und bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt (schlechte Blutwerte nach EC) wurde ein Immundefekt festgestellt. Dieser erklärt zwar endlich, warum ich ständig krank bin und eine extrem schlechte Wundheilung habe, erhöht aber alle Risiken der Mastektomie um ein vielfaches. Deshalb habe ich mich jetzt zur brusterhaltenden entschieden mit dem Worst Case, dass ich sie immer noch abnehmen lassen kann.
    Lese ich aber wieder bei dir die Tstsache der noch vorhandenen Restzellen im Gewebe wird mir schlecht 🙁
    Es freut mich aber sehr, dass es dir nun einigermaßen geht mit den neuen Brüsten 💕

    1. Hallo Sandy,
      ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du vor ca. drei Jahren. Mir wurde ebenso empfohlen meine Brust ( rechts ) einer subkutanen Mastektomie zu unterziehen und habe die gleichen
      Vorbehalte und Unsicherheiten wie Du damals.
      Mich interessiert, wie Dein Eingriff und das Ergebnis ist. Ich könnte mir vorstellen, dass mir dies in meiner Entscheidung weiterhilft.

      Ein dickes Dankeschön im Voraus.

      Lieben Gruß
      Katja

    2. Liebe Caro, du sprichst mir aus der Seele. Auch ich habe vor einem Jahr eine beidseitige Mastektomie mit Silikonaufbau bekommen. Ich war immer sehr stolz auf meine Brüste und habe sie gerne gepusht. Nach der OP füllten sie sich sehr fremd an. Ich fand sie nicht schöner als vor der OP und auch die dicken wulstigen Narben die ich leider durch das wieder aufreisen der Schnitte nach dem Fäden ziehen bekommen habe belasteten mich sehr. Ich hatte das Gefühl zwei Ballons vor mir zu tragen. Es hat viele Wochen gedauert bis ich mich an sie gewöhnt hatte. Mein Freund hat mir sehr geholfen in dem er mich nach ca. einem halben Jahr in die Sauna geschleppt hat. Ich wollte mich nicht vor anderen zeigen da ich durch eine Fibrose auch zwei unterschiedliche Brüste habe. Er hat mich einfach an die Hand genommen und ist mit in den Wellnissbereich gegangen. Kein Mensch hat mich angeschaut und ich habe mich immer sicherer gefühlt. Mittlerweile stehe ich zu meinen Narben und habe keine Probleme mehr damit. Auch das tragen von Bügel BHs ist tabu einfach viel zu unbequem. Ich trage seit einem halben Jahr die selbe Marke wie du und kann sie nur empfehlen. Nur leider sieht man trotzdem meine unterschiedlichen Brüste. Aber auch das interessiert kein Mensch. Kälte Brüste und auch das Taubheitsgefühl an der Brust, am Arm und in der Achselhöhle sind gewöhnugsbedürftig aber auszuhalten. Danke liebe Caro das du so vielen Frauen mit deiner Geschichte Mut machst.
      Liebe Grüße Sabine 🙂

  2. Liebe Caro,

    vielen Dank für deinen ehrlichen und ausführlichen Blog.

    Nach meiner Brustkrebsdiagnose vor knapp 3 Monaten (33 Jahre alt, BRCA1, G3, Ki67 90%, Hormonabhängig 80%, Her2 pos., Axilla betroffen, Metastasen unklar) habe ich versucht nicht alles mögliche zu „googeln“ um mich so gut es geht vor vielen unnützen Informationen zu schützen. Ich war froh, über die Pantene Werbung auf deinen Blog gestoßen zu sein. Ich habe wirklich jeden Beitrag von dir zum Thema Brustkrebs gelesen und konnte für mich viele nützliche Infos ziehen. So jetzt auch mit der Mastektomie und Ovarektomie die mir noch bevorstehen. Vielen Dank für deine privaten Einblick. Das hilft mir als Betroffene wirklich sehr viel!

  3. Hallo liebe Carolin! Mir steht auch eine mindestens einseitige mastektomie bevor… letzte Woche wurde bei mir ein lobuläres mammakarzinom entdeckt, stark hormonabhängig, her2 negativ, G1, negatives staging, aber ein befallener lymphknoten. Ich starte am
    Montag zuerst mit einer antihormontherapie. Später kommt die op dazu. Wurde bei dir zuerst ein expander eingesetzt oder konnte gleich das Implantat eingesetzt werden? Hast du deine Brustwarzen rekonstruieren lassen? Hast du jetzt noch Bewegungseinschränkungen durch die Eingriffe bzw OPs? Du gibst mir sehr viel Zuversicht u ich bin froh auf dein Profil gestoßen zu sein. LG Tina 🌸

  4. Hallo ich heiße Kerstin bin 45 Jahre alt, und hatte triple negativen Brustkrebs, am 09 2020 bis Februar 21 hatte Chemos, im Mai 21 Brustabbau mit Aufbau.. Brca1 Mutation Trägerin, war im Jahr 22 Februar in Köln, Ultraschall da ist gesagt worden, das ich rest Gewebe habe.. im Mai soll ich noch mal nach Köln, da sie noch mal ein MRT machen wollen.. ich hab Angst .. könnt ihr mir sagen, welche Folgen das haben könnte? Ob der krebs wieder zurück kommen könnte? Welche folgen? Ob man was dagegen tun kann? Oder ist meine Angst unbegründet? Würde mich über Antworten sehr freuen.. vielen Dank im vorraus, Kerstin

  5. Liebe Caro, danke für deine Offenheit. Im Artikel erwähnst du einen Lymphdrainageroller… hast du hierzu auch einen Tipp… denn 1 Mal die Woche Lymphdrainage ist mir zu wenig. Aktuell verwende ich ganz zarte Bürsten von Karmameju dafür. Liebe Grüße Silvia

Ich freue mich über deine Meinung zum Thema!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.