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Jahresrückblick Part 1 – Was mich die letzten 2 Jahre gelernt haben

Puh schon wenn ich anfange über mein Jahr 2019 nachzudenken durchläuft mich eine Gänsehaut durch den ganzen Körper und ich werde ganz emotional – positiv emotional! Denn so beschissen die 2 letzten Jahre waren (und halleluja das waren sie!), desto schöner wurde dieses Jahr. Durch die letzten 2 Jahre habe ich so viele wertvolle Erkenntnisse für mich gewonnen, habe mich besser kennengelernt denn je, weiß die kleinen Dinge auf einmal wertzuschätzen und habe entschieden mein Leben zu leben. Und zwar wirklich mein Leben! Nicht das Leben, was vielleicht die Gesellschaft, die Familie, der Freundeskreis oder gar die Nachbarschaft von mir erwartet – nein! Ich habe begonnen MEIN Leben so zu leben wie ich es möchte und so wie es sich für mich richtig anfühlt.

Gern hätte ich all diese Erkenntnisse, die ich dieses und letztes Jahr für mich gewonnen habe schon viel früher gehabt, aber ich denke so eine Nahtoderfahrung und das Bewusstsein dafür, dass unser Leben wirklich jeden Tag zu Ende sein könnte, das ändert so einiges in uns. Und so hat die Diagnose Brustkrebs auch in mir einiges geändert. Ich hatte viel Zeit über mein Leben nachzudenken und ich hatte eine intensive Zeit mich noch einmal ganz neu selbst kennenzulernen. Das mag jetzt zwar alles etwas kitschig und weit hergeholt klingen und ich weiß noch genau wie ich vor meiner Krebs-Diagnose solche Storys immer voll abgedroschen fand. Ich konnte nicht verstehen, wieso manche Menschen auf einmal ihr altes Leben komplett aufgaben, sich von Freunden, Familie und Partner trennten und auf einmal ganz woanders ein komplett neues Leben anfingen und plötzlich ganz spirituell angehaucht waren. Jetzt verstehe ich es! Und ich bin mittlerweile sogar ein stückweit dankbar diese Erfahrung habe machen zu dürfen. Ich brauchte diesen Wegruf und hätte ich diesen nicht erhalten, dann möchte ich nicht wissen, wo ich heute stehen würde. Ich hätte mich und meinen Körper sozusagen selbst kaputt gespielt, ohne es zu merken. Vor allem aber bin ich auch dankbar einen tollen Partner an meiner Seite gehabt zu haben, mit dem ich nun gemeinsam wachsen konnte.

Und heute möchte ich euch nun einmal einen kleinen Einblick in den Ursprung meiner Geschichte geben. Nicht dass ich behaupten möchte, dass all mein Stress Schuld daran war, dass ich letztendlich Krebs bekommen habe. Hier spielen denke ich eine Menge Faktoren eine Rolle (Lebensstil, Ernährung, Genetik, Einnahme der Pille, äußere Umwelteinflüsse, psychische Belastungen usw.). Aber ich bin mir sicher, dass ich meine Krebserkrankung mit meinem falschen Lebensstil und zu viel Stress und Adrenalin begünstigt bzw. den schlummernden Krebszellen in mir eine gute Wachstumsgrundlage geboten habe.

Meine Geschichte – von dem Kleinstadtleben in die große weite Welt

Wie das ganze anfing und sich entwickelte? Direkt nach dem Abi wollte ich es allen beweisen! Schon in der Schulzeit war ich immer eher ein Eigenbrödler, sehr zurückhaltend und hatte es schwer Anschluss zu finden. Mit meinem Auszug von zu Hause nach Hamburg wollte ich es allen und vor allem aber auch mir selbst zeigen. Endlich unabhängig! Und so begann meine Story und mein Leben hier im wunderschönen Hamburg. Dort startete ich vor 12 1/2 Jahren eine Ausbildung im Medienbereich und konnte mich dort endlich selbst entfalten. Ich hatte gut Anschluss gefunden, baute mir meinen eigenen Freundeskreis auf, fühlte mich einfach pudelwohl und lernte mich ein Stück weit selbst kennen und wusste immer mehr wo mein Weg hinführen sollte. Ich gewann immer mehr an Selbstbewusstsein, ja ich fing sogar an zu modeln, um mir ein wenig Kleingeld nebenbei zu verdienen und alles führte zueinander und fing an einen Sinn zu ergeben. So fing ich direkt nach meiner Ausbildung auch an zu studieren. BWL mit Spezialisierung auf Marketing sollte es werden. Allerdings wollte ich meinen derzeitigen Lebensstandard halten. Durch meine Ausbildung konnte ich mein erstes eigenes Geld verdienen und wollte diese Unabhängigkeit auch beibehalten. Aus diesem Grund war für mich schnell klar, dass ich nicht normal an einer Uni studieren würde. Ich wollte weiterhin arbeiten und Geld verdienen und so startete ich meinen Vollzeitjob in einer Werbeagentur und studierte abends nach dem Job noch an der Abendschule. 4 Jahre lang! Anfangs war es hart, aber was sollte ich sagen, ich liebte es. Ich liebte den Stress, den Adrenalin, das geballte Wissen aus dem Studium, was ich direkt im Job anwenden konnte und ich ging voll darin auf. Und auch nach dem Studium wollte ich mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen. Ich wollte schneller, weiter, höher und mehr und mehr. Ich sah mich bereits mit 30 in einer Führungsposition im Marketing und meinem ganz eigenem kleinen Team. Ich wollte etwas bewegen und so bald ich merkte, dass ich an dieser Stelle nichts weiter bewegen konnte oder hier nicht vorankam, wechselte ich den Job. Jeder einzelne Job bekam jedoch meine volle Hingabe. Ich machte gerne Überstunden, war eine kleine Perfektionistin und freute mich über jegliches positives Feedback oder Lob meiner Kunden. Was ich aber nicht mehr bemerkte war, dass ich schon wieder zu einem kleinen Eigenbrödler auf Arbeit mutierte. Wer mit mir für ein Projekt zusammenarbeiten sollte, war erst einmal nicht begeistert. Den Anspruch, den ich an mich hatte, hatte ich auch an meine Kollegen. Feierabend wurde erst gemacht, wenn das Projekt auch wirklich beendet und alle Fragen geklärt waren. Diese „Ich-lass-um-18Uhr-den-Stift-fallen-und -habe-Feierabend-Kultur“ hatte ich nie verstanden. Diese Hingabe für meinen Job kam auf jeden Fall immer wieder gut bei meinem Arbeitgeber und den Kunden an. Mit einer Beförderung oder Gehaltserhöhung wurde man allerdings nur selten belohnt und auch die Führungsposition war doch gar nicht so nah wie ich sie mir immer erhofft hatte. Welcher Chef möchte auch eine Frau Ende 20 in einer Führungsposition sehen, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass genau diese Frau doch in ein paar Jahren vielleicht bereits über eine Schwangerschaft nachdenkt, sehen? So langsam wurde ich müde. All die Zeit opferte ich mich immer voll und ganz für meinen Job auf, brannte und lebte für meinen Job und verfolgte stets brav die Ziele der Firma und meines Chefs. Aber lebte ich eigentlich noch für mich? Hauptziel meines Jobs war eigentlich nur genügend Geld zu verdienen um mir Essen und Trinken kaufen zu können, meine Miete und mindestens einen Urlaub pro Jahr bezahlen zu können. Aber sollte das nun mein Leben sein? Ich spürte, es war Zeit für einen Neuanfang und ich musste etwas ändern. Also beschloss ich auch meinen derzeitigen Job zu kündigen, gönnte mir etwas Urlaub und fing einen neuen Job in einem kleinen Start-Up an. Vollkommen euphorisch und mit neuer Motivation ging ich in meinen neuen Job. Bereits in meiner ersten Arbeitswoche durfte ich mit auf eine große internationale Food-Messe. Tzja und da saß ich dann am vorletzten Tag der Messe abends in meinem Hotelbett, schaute eine Folge Höhle der Löwen, telefonierte mit meinem Freund und tastete ihn – einen kleinen Knubbel in meiner Brust, der mein ganzes Leben auf einmal auf meinen Kopf stellte.

Gebt acht auf euch

Warum ich euch diese Geschichte so detailliert erzähle? Weil ich möchte, dass auch ihr mehr auf euch achtet, auf euch und eure Liebsten aufpasst und euch einmal Pausen gönnt. Und das nicht erst dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Rund um die Uhr spielen wir uns selbst kaputt. Wir enden mit einem Burnout, Depression oder eben Krebs zu Hause. Alles Volkskrankheiten, die gerade in den letzten Jahren Überhand genommen haben. Warum wohl?!

Wenn ich nun so zurückdenke, was die letzten 2 Jahre so alles passiert ist, kriege ich Gänsehaut und kann die Tränen kaum unterdrücken. Die meisten von euch kennen die ganze Geschichte und falls nicht, dann dürft ihr sehr gern in meinem Brustkrebs-Tagebuch nachlesen. Meine Brustkrebs-Diagnose hat auf jeden Fall alles geändert. Erst zum negativen und mittlerweile zum positiven. Denn ich könnte nicht dankbarer für das Leben, welches ich jetzt führe sein. Vor allem dieses Jahr sind einfach so viele schöne Dinge passiert und ich merke wie gut es mir tut das zu machen, was ich wirklich möchte und es nicht stets allen recht machen zu wollen. You only live once!

Mein kompletter Jahresrückblick 2019, mit meinem ersten Jahr nach dem Krebs, folgt übermorgen auf carolionk.com.

Seid gespannt und erzählt mir bis dahin doch gern in den Kommentaren von eurer Geschichte.

Alles Liebe

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