Back to Life

Januar Review

Meine Januar Review und damit mal wieder ein Beitrag, der mir irgendwie schwer fällt. Es ist schön so langsam wieder zurück im Leben anzukommen, aber es ist hart sich all den Emotionen aus dem vergangenem Jahr zu stellen. Das war ein Jahr in dem man die Zähne zusammenbeißen und einfach nur funktionieren musste. Und genau das war alles andere als einfach. Nun ist die Therapie beendet, die ersten wichtigen Nachsorgeuntersuchungen sind hinter mich gebracht und ich habe das neue Jahr mit einem 3 wöchigen Reha-Besuch starten können um wieder fit zu werden. Zu diesem Reha-Besuch kommt auf jeden Fall noch einmal ein ausführlicher Bericht, denn ich war in der Tat ganz begeistert von der Habichtswald Klinik in Kassel und positiv überrascht was den Begriff „Reha“ angeht. Ich habe mich voll und ganz auf den Aufenthalt einlassen können, wirklich nette und interessante Leute kennengelernt, ein paar neue Ernährungsanstöße bekommen und bin in der Tat wieder fitter geworden. Was aber auch passiert ist: Ich habe wieder mehr zu mir selbst gefunden. Das klingt vielleicht jetzt ein wenig komisch und vielleicht auch sogar ein wenig esoterisch, aber so ist es. Durch die Reha hatte ich Zeit mich wieder 100% um mich selbst kümmern zu können. Es warteten keine To Dos oder neue Hindernisse auf mich. Ich musste nicht meine Arzttermine koordinieren, keinen Papierkram erledigen, nicht einkaufen gehen, Essen kochen, den Haushalt schmeißen oder sonstiges. Dies tat alles die Klinik für mich und ich musste mich einfach nur auf mich selbst konzentrieren und darauf horchen was mir gerade gut tut und dem auch nachgehen. Eine kleine Reise zu mir selbst also und dem Ziel mittlerweile ganz nah. Während der kompletten Therapie musste ich nämlich einfach nur funktionieren und neue Grenzen akzeptieren. Ich hatte meine Grenzen nämlich immer wieder erreicht, aber keine andere Wahl als über sie hinauszugehen. Oftmals war gar kein Platz oder gar Zeit für Emotionen, denn ich musste auf mich aufpassen und eben einfach funktionieren. Man kommt an den Punkt wo man irgendwann einfach nur noch abgestumpft ist und die Dinge einfach hinnimmt. Tzja und nun sitze ich hier, probiere das alles zu realisieren, Revue zu passieren, zu verarbeiten (und ich habe keine Ahnung wie lange diese Verarbeitungszeit noch dauern wird…) und mir kullern wieder die Tränen über die Wangen. Ich bin einfach so fucking stolz auf mich und kann überhaupt nicht glauben wie ich das alles so gemeistert habe. Hätte mir nämlich vorher einer genauestens gesagt was da alles auf mich zukommt, ich hätte demjenigen einen Vogel gezeigt und gesagt sicher nicht mit mir – da mache ich nicht mit! Aber ich habe es geschafft. Ich habe meine körperlichen und seelischen Grenzen kennengelernt, habe mich mit Themen wie dem Tod auseinandersetzen müssen und sitze hier nun wieder zu Hause auf meiner Couch, starte morgen in meine 2. Arbeitswoche, bin wieder zurück im Leben und hoffe einfach nie wieder so einfach aus diesem Leben herausgerissen werden zu müssen. Der Alltag fühlt sich nämlich gut an. Es ist schön wieder eine normale Routine, weit ab von den ganzen Arztterminen. zu haben und nicht planen zu können, weil man nie weiß wie fit man vielleicht gerade ist. Aber natürlich sitzt der Krebs auch immer noch im Hinterköpfchen und die Angst bleibt. Ich bin mir nicht sicher ob ich es überhaupt schaffen werde wieder so komplett unbeschwert zu sein und mit freiem Kopf zum Arzt zu gehen. Zum einen wird man sensibler was seinen Körper angeht, horcht mehr auf sein Bauchgefühl, aber dennoch wird bei jedem Arztbesuch wahrscheinlich so eine leicht negative Schwingung herrschen. Schließlich ist es ja nicht so, dass ich aktuell nur zum Arzt gehe, wenn ich wirklich Beschwerden habe, nein nein da habt ihr falsch gedacht. Selbst jetzt werde ich noch jeden Monat, jedes Quartal und auch jedes Jahr zu meinen Kontroll- und Nachsorgeuntersuchungen, die natürlich immer noch einen negativen Beigeschmack haben und einen relativ schnell wieder zurück in die Realität holen. Allerdings gehe ich mittlerweile lieber einmal zu viel zum Arzt und höre auf meinen Körper, wenn ich merke, dass vielleicht etwas nicht stimmt, als einmal zu wenig.

Was ich also aus dem letzten Jahr gelernt habe? Mehr auf sich selbst und seinen Körper zu hören, das zu machen wo man auch wirklich selbst 100% hinterstehen kann und sich nicht zu stark von anderen Meinungen beeinflussen zu lassen. Viel zu schnell habe ich mich früher über die Kleinigkeiten im Leben aufgeregt, habe mich an anderen gemessen, wollte immer mehr und mehr und war eigentlich nie wirklich 100% zufrieden. Am Ende ist aber jeder seines Glückes Schmied und wir dürfen uns nicht zu sehr von den äußeren Umweltfaktoren beeinflussen lassen, sondern einfach auf uns selbst und unser Bauchgefühl hören. Warum Dinge aufschieben, wenn man sie also doch auch jetzt gleich tun kann? Wenn nicht jetzt, wann dann? Am Ende wissen wir nämlich am besten was uns gut tut und nicht irgendwelche anderen Menschen. Genau aus diesem Punkt habe ich beschlossen in diesem Jahr offen für mehr Neues zu sein, auf meine Grenzen zu hören und mein Leben zu leben. Dazu gehören ganz viele Reisen mit meinem Partner um die Welt zu sehen, Spaß bei der Arbeit und Qualitytime mit Family und Freunden.

Und den ersten richtigen Schritt in diese Richtung habe ich auf jeden Fall schon einmal getan. Seit letzter Woche bin ich wieder back im Job, arbeite jetzt nur noch Teilzeit und freue mich gerade wieder wie ein kleines Kind über jeden Arbeitstag, werde in 2 Wochen meinem Freund hinterher reisen und ihn in Kapstadt besuchen und auf all die noch offenen Cafedates und Gespräche mit meinen Mädels freue ich mich auch schon. Nur merke ich gerade noch, dass ich mir erst einmal Zeit geben und wieder mein eigenes Tempo finden muss und nicht zu viel von mir erwarten darf. Denn wieder 1:1 bei dem Energielevel einzusteigen, welches ich damals hatte funktioniert dann leider doch (noch) nicht. Gerade jetzt in der 1. Arbeitswoche habe ich mir die freien Nachmittage mit Terminen vollgehauen. Wohlgemerkt keine Termine zum eigenen Vergnügen… Zum einen nämlich Kontrolluntersuchungen bei den Ärzten (Frauenärztin, Augenärztin und Co.) und zum anderen Physio und Orthopädenbesuche um die Knie und Gelenkbeschwerden auch nach der Reha noch weiter in den Griff zu bekommen. Ach und auch meinen geliebten Port (den ich hoffentlich nie wieder brauchen werde!) habe ich mir nun wieder in einer kleinen Operation entfernen lassen. Man würde annehmen, dass so 1-2 Termine je nachmittag doch locker und easy zu händeln sein. Das dachte ich mir auch. Aber dann musste ich doch wieder realisieren, dass ich noch nicht wieder ganz die Alte bin. Das alte Energielevel ist noch lange nicht 100% zurück und so bin ich jeden Abend totmüde und erschöpft ins Bett gefallen und einfach nur froh darüber, mich dazu entschieden zu haben erst einmal nur Teilzeit zu arbeiten. Alles andere würde mich dann wohl doch wieder überfordern.

Ja und so war der Beginn ins neue Jahr also vollgepackt mit neuen Erkenntnissen. Haupterkenntnis ist aber wohl die folgende: Ich bin absolut nicht mehr die Alte und werde es wohl auch nie wieder sein. Das klingt jetzt erst einmal hart, ist es aber gar nicht. Es ist etwas Gutes, denn nach dem letzten Jahr bin ich noch einmal so richtig Erwachsen und selbstbewusster geworden, bin geerdeter denn je, habe zu mir selbst gefunden und weiß nun genau was ich im Leben will und was ich nicht will. Nun frage ich mich aber ob es wirklich notwendig war dies auf diese harte Art und Weise lernen zu müssen? Ich hoffe das Universum hat gesehen, dass die Message bei mir ankommen ist und ich zur Ruhe gekommen bin, so dass ich mich bitte nie wieder so einer Lehre und Herausforderung unterziehen muss.

Und so hoffe ich auch, dass dies mein wirklich letzter Brustkrebs-Tagebuchbeitrag sein wird und ich dieses Tagebuch nie wieder ins Leben rufen muss und ich danke euch, dass ihr mich auf diesen Weg begleitet habt!

 

 

 

6 Kommentare zu „Back to Life

  1. Liebe Caro! Du kannst super stolz auf dich sein! Du hast die letzten Monate super gemeistert und bist für soviel Mädels da draußen ein Vorbild, auch für mich 🙂 Ich bin letztes Jahr im Mai mit 32Jahren selbst an Brustkrebs erkrankt. Ich freu mich so mit dir, dass du zurück im Alltag bist und wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg! Bleib weiterhin so taff und tapfer und genieße dein Leben in vollen Zügen!

    1. Oh danke vielmals liebe Steffi!!!! Und ja ich bin so unfassbar stolz auf meinen Körper und was er da so im letzten Jahr gewuppt hat. Und das darfst du auch sein 💛 in diesem Sinne wünsche ich auch Dir alles gute 🍀💪🏻🦁

  2. Freunde dich mit deinen neuen Grenzen an, denn es wird nicht wieder so sein, wie vorher. Nichts wird wieder so sein wie vorher, denn du hast dich verändert.

  3. Ich wünsche dir auch, dass das dein letzter Eintrag dazu war! Und es ist auch gut, dass du nicht mehr die alte bist, denn wir alle sollten uns weiterentwickeln, unseren Umständen entsprechend. Immer der Alte sein, ist nicht unbedingt erstrebenswert 🙂
    Liebe Grüße
    Dorie von http://www.thedorie.com

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